Das Fest des ersten Morgens, Tet Nguyen Dan, wird das Neujahrsfest in Vietnam genannt. Es ist der erste Tag des Jahres nach dem Mondkalender und der wichtigste Feiertag in Vietnam. Nach unserer Zeitrechnung fällt das Tet-Fest jedes Jahr auf ein anderes Datum zwischen der letzten Januar- und der dritten Februarwoche. Im Jahr 2023 wird es am 22. Januar gefeiert. Das Familienfest wird mit allerhand Bräuchen in reich geschmückten und herausgeputzten Häusern zelebriert.
Die Vietnamesen nehmen ihr Tet ernst! Damit die Feierlichkeiten gelingen, müssen diese daher sorgfältig vorbereitet werden. Diese Zeit der Vorbereitung wird Tat Nien genannt und umfasst die Wochen vor Neujahr, in denen neue Kleider gekauft, Vorräte angelegt und Dekorationen besorgt werden. Manche besonders gründliche Vietnamesen streichen ganze Häuser oder Boote neu. Mindestens die Fenster und Böden sollten jedoch zum Abschluss der Vorbereitungen blitzblank sein.
Am letzten Tag des Jahres wird das Haus gründlich geputzt. Blumen und Gaben für die Vorfahren aufgestellt. Wenn die Uhr Mitternacht schlägt, lassen es viele Vietnamesen krachen. Die Menschen ziehen mit Trommel und Glocken durch die Straßen und machen ordentlich Lärm. Manche widersetzen sich auch einem Feuerwerksverbot, das seit 1995 in Kraft ist, und zünden Böller und Raketen.
Am Neujahrstag sind die Straßen der vietnamesischen Städte wie leergefegt und die Geschäfte geschlossen. Denn alle sitzen mit ihren Familien beisammen und zelebrieren das neue Jahr. Geschenke werden ausgetauscht und es wird gemeinsam gegessen.
Die darauffolgenden Tage dienen zu Besuchen bei Verwandten und Freunden. Und natürlich wird auch ein buddhistischer Tempel aufgesucht. Dort spenden die Vietnamesen Geld oder lassen sich die Zukunft vorhersagen. Das Neujahrsprogramm wird begleitet von Musik und Tanz, Geschicklichkeitsspielen und schwimmenden Kerzen.
Deko-Objekt Nummer eins ist in Vietnam der Neujahrsbaum (Cay Neu). Dabei handelt es sich um ein bis zu fünf Meter langes Bambusrohr, das mit einem runden Bambusrahmen bestückt und mit verschiedenen Dekorationen geschmückt wird: Fische, Glöckchen aus Ton, Buddha-Figuren und vieles mehr werden daran befestigt. Ganz oben wird eine Laterne installiert, die in der Neujahrsnacht leuchtet.
Ein besonderer Hingucker sind Sträuße mit gelben und rosa Blüten, etwa von Aprikosen- oder Pfirsichbäumen oder Zwergorangenbäume, die zum Anlass des neuen Jahres aufgestellt werden. Die Bäumchen und Blumen finden nicht nur im Haus einen besonderen Platz, sondern zieren auch die Straßen und Plätze der Städte. Die Knospen und Früchte symbolisieren den Neuanfang und die Hoffnung auf ein ergiebiges Jahr.
Und so wünschen Sie ein Frohes Neues Jahr:
· Chuc Mung Nam Moi (Frohes Neues Jahr)
· An khang thinh vuong (Sicherheit, Gesundheit und Wohlstand)
· Suc khoe dai dao (Viel Gesundheit)
· Tien vo nhu nuoc (Geld soll wie Wasser fließen)
Die Wünsche können Sie entweder direkt aussprechen oder in Form von Grußkarten an Bekannte und Freunde versenden.
Wie zu jedem Feiertag in jedem Land auf der ganzen Welt wird auch in Vietnam zum Neuen Jahr gegessen. Und zwar reichlich.
Wenn Rechteckige oder runde Kuchen aus Klebreis, Bohnen oder Schweinefleisch werden mit großen Blättern umwickelt und zu kleinen Paketen geschnürt. Sie symbolisieren die Erde (eckig) oder den Himmel (rund) und sind daher ein besonders wichtiger Teil des Neujahrsmahls.
Man nehme eine Wassermelone, entferne die Kerne und röste sie. Die Wassermelonenkerne, die bei uns meist rausgepickt im Müll landen, werden so ganz nachhaltig zu einer leckeren Knabberei verarbeitet.
Für diese Delikatesse wird das Fruchtfleisch der Kokosnuss in kleine Streifen geteilt und getrocknet. Besonders lecker schmecken sie mit Zucker kandiert. Mit Lebensmittelfarben gefärbt, ergeben sie eine besonders hübsche Süßigkeit.
Auch mit Wurst kennen sich die Vietnamesen aus. Und zu Neujahr gibt es eine besonders raffinierte Wurstspezialität. Magere Schweinelende wird dazu geklopft, mit Stärke versetzt und mit Fischsauce gewürzt. Im Bananenblatt gedämpft werden die Stücke zu Banh Chung serviert.
Sollten Sie zu Neujahr nach Vietnam reisen? So verlockend es klingt, den Vietnamesen bei ihren eifrigen Vorbereitungen zuzusehen, die reich geschmückten Straßen zu bestaunen und traditionellen Tänzen und Spielen beizuwohnen: Tet ist ein Familienfest, zu dessen Anlass Geschäfte, Restaurants und Sehenswürdigkeiten oft tage- oder wochenlang geschlossen sind.
Wenn Sie nicht gerade Bekannte in Vietnam haben, ist das vietnamesische Neujahr daher zugegebenermaßen nicht die beste Reisezeit. Besser eignen sich zum Beispiel die Monate März und April, bevor in Vietnam die Regenzeit beginnt.
Viele Vietnamesen sind abergläubig. Daher gibt es auch für das neue Jahr einige Regeln, an die man sich halten sollte, um Unglück oder die Missgunst der Mitmenschen zu vermeiden. Falls es Sie zu Tet doch nach Vietnam verschlägt, sei auch Ihnen geraten, sich den einen oder anderen Brauch zu Herzen zu nehmen.
Vor dem Jahreswechsel sollten die Schulden des alten Jahres möglichst beglichen werden. Wenn man dies versäumt, so wird man auch im neuen Jahr nicht von der Last der Schulden versehrt werden.
Stattdessen gehört es zum guten Ton, sein Vermögen, ob klein oder groß, mit anderen zu teilen. Eine verbreitete Tradition ist das Verschenken von Geld an Angestellte, Kinder, Haushaltshilfen, Fahrer, Gärtner. Die neuen Geldscheine werden dazu in speziell dafür vorgesehenen roten Umschlägen überreicht.
Bevor die Uhr Mitternacht schlägt, sollte das Haus blitzblank sein. Denn das Unglück, das sich im Laufe des Jahres angesammelt hat, gilt es schleunigst vor die Türe zu kehren.
Wer dagegen am ersten Tag des neuen Jahres die Stube kehrt, der fegt sein Glück für das neue Jahr direkt aus dem Haus. Bitte auch den Müll erst am nächsten Tag entsorgen!
Neben der Wohnung sollte man selbst auch sauber und neu eingekleidet ins neue Jahr schreiten. Die geeignete Farbe zu diesem Anlass ist rot. Diese verspricht einen guten Start und einen positiven Ausblick für das neue Jahr. Die Farben schwarz und weiß sollten unbedingt vermieden werden. Erstere ist eine Trauerfarbe und Letztere steht für den Tod. Das wünscht man sich im neuen Jahr nun wirklich nicht.
Wer am Neujahrstag als erster Besucher das Haus betritt, bestimmt das Los der Gastgeber für das neue Jahr. Der Besuch sollte daher möglichst wohlhabend, verheiratet und kinderreich sein, sowie im alten Jahr in irgendeiner Form vom Glück gesegnet gewesen sein. Ob Sie diese Kriterien erfüllen, oder nicht, warten Sie lieber auf eine Einladung, bevor Sie das Schicksal Ihrer Gastgeber entscheiden.
Zu guter Letzt öffnen Tränen und Schimpfwörter zu Neujahr die Tore für Pech und noch mehr Tränen. Also immer schön freundlich bleiben!
In diesem Sinne: Ein Frohes Tet und Chuc Mung Nam Moi!
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